| Inhalt: |
Bei der Beobachtung einer Sonnenfinsternis fällt dem Betrachter
der unregelmäßige Kranz um die verfinsterte Sonnenscheibe auf
- die Korona.
Diese Korona ist die oberste und heißeste Schicht der Sonnenatmosphäre.
Ihre Temperatur beträgt 2 bis 3 Millionen Grad. Da Temperatur nichts
anderes ist als ein Ausdruck für die Teilchen-
geschwindigkeit, heißt das, dass die Teilchen der Korona sich
außergewöhnlich schnell bewegen; so schnell, dass sie das Schwerefeld
der Sonne verlassen können. Bei so hohen Temperaturen werden darüber
hinaus elektrisch neutrale Atome in ihre Bestandteile zerlegt: positiv
geladene Protonen und negativ geladene Elektronen.
Die geladenen Teilchen verlassen die Sonne mit einer Geschwindigkeit von 400 km/s und ein Teil von ihnen trifft schließlich auf die Erde. Da die Erde jedoch von einem Magnetfeld umgeben ist, das Ladungen beeinflußt, treffen nur verhältnismäßig wenig Bestandteile des Sonnenwindes wirklich auf die Erdoberfläche. Das ist auch gut so, denn die Entstehung von Leben auf einem Planeten, der nicht durch ein Magnetfeld geschützt ist, wäre aufgrund des ständigen Bombardements von energiereichen Teilchen so gut wie ausgeschlossen.
Das Magnetfeld ist nicht mit einem Panzer vergleichbar, der die Erde starr umgibt, sondern ist ein dynamisches System. Durch den Druck, den der Sonnenwind ausübt, wird das Magnetfeld auf der sonnenzugewandten Seite der Erde zusammengestaucht und franst auf der sonnenabgewandten Seite aus (s.Abb.).

Es kommt vor, dass einige Teilchen vom Magnetfeld gleichsam eingefangen
werden und sich auf komplizierten Bahnen darin bewegen. Das passiert vor
allem in polnahen Gebieten, weil dort die Magnetfeldlinien die Erde verlassen
und den Teilchen praktisch einen Einflugkanal bieten. Dort kommt es zu
den bekannten Nordlichtern.
In Zeiten hoher Sonnenaktivität (ca. alle 11 Jahre) kommt es durch
den verstärkten Sonnenwind auch in mittleren Breiten zu dieser Leuchterscheinung.
Das Magnetfeld ist jedoch keine sichere Angelegenheit. Im Turnus von mehreren hunderttausend Jahren kommt es zu einer Umpolung (der Südpol ist dann im Norden und umgekehrt). Während des Umpolungsvorganges gibt es eine Zeitspanne von ein paar tausend Jahren, in denen das Magnetfeld praktisch nicht vorhanden ist. Für das Leben auf der Erde heißt dies: erhöhte Krebs- und Mutationsraten (und somit erhöhter Evolutionsdruck), wenn nicht sogar Auslöschung eines Großteils der vorhandenen Arten. Extrapoliert man Messungen des Erdmagnetfeldes in die Zukunft, dürfte in etwa 4000 Jahren die Feldstärke so weit zurückgegangen sein, dass es für das auf der Erde befindliche Leben gefährlich wird.
Jetzt den Sonnenwind als etwas lebensfeindliches zu verdammen, wäre
aber u.U. zu kurz gedacht. Verdeutlichen wir uns die Situation:
Die Sonne verströmt kugelförmig ständig Teilchen; die
zu einem bestimmten Zeitpunkt verströmten Teilchen kann man sich als
eine Schale vorstellen, die ständig größer wird. Ein kleiner
Teil dieser Schale trifft schließlich die Erde, der Rest vergrößert
sich immer mehr und nimmt dabei natürlich in seiner Dichte ab. Man
geht davon aus, dass sogar noch in der doppelten Entfernung des "letzten"
Planeten unseres Sonnensystems - Pluto - Teilchen des Sonnenwindes nachweisbar
sein müßten. Die "Atmosphäre" unserer Sonne reicht also
viel weiter, als man zunächst vermutet.
In etwa dieser für uns unvorstellbar weiten Entfernung trifft
nun die Kugel auf ruhenden interstellaren Staub und es entsteht eine Art
Schockzone.
Diese Zone schützt unser Sonnensystem vor der harten kosmischen
Strahlung - die härteste und energiereichste Strahlung, die je gemessen
wurde.
Wir leben also im Schutz einer gewaltigen Blase. Würde die Sonne
plötzlich erlöschen, würden wir nicht erfrieren, sondern
- unter der Annahme, dass die Erde noch in der Atmosphäre gespeicherte
Wärmereserven hat - vorher den Strahlentod sterben.
(zu diesem Thema empfehle ich das Buch "Kinder des Weltalls" von Hoimar von Ditfurth).
2 0 0 1
21.6.
Zoom
2 0 0 2